Fürstbischof Raffl

Dr. Johannes von Kreuz Raffl
der letzte Fürstbischof des Bistums Brixen, ein großer Sohn unserer Gemeinde


Am 16. Oktober 1858 wurde im Weiler Oberängern in Roppen den Bauersleuten Johann Georg Raffl (Martls) und Maria, geb. Mayrhofer als siebtes von neun Kindern der jüngste Sohn Johann geboren.
Der kleine Hansl war ein talentierter, aufgeweckter Bub. Als ihn der damalige Bischof anlässlich einer Visitation in Roppen fragte, was er einmal werden möchte, kam spontan die Antwort: "Ein Bischof!" Ja, das wurde er dann auch.
Er besuchte von 1871 bis 1879 das Franzikanergymnasium in Bozen (wie sein älterer Bruder Anton / Pater Friedrich, ein Gelehrter in Salzburg, der neun Sprachen beherrschte), studierte im Brixner Priesterseminar Theologie und wurde am 15.Juli 1883 in Brixen zum Priester geweiht.
Anschließend wirkte er drei Jahre als Präfekt am Knabenseminar "Vinzentinum" in Brixen und ein Jahr als Kooperator in Jenbach. Von 1887 bis1894 war er Kooperator in Mieming, wo er sich besonders um den Kirchenbau verdient machte. Ab 1894 war er zehn Jahre Pfarrer in Oberhofen bei Telfs und wurde 1904 als bischöflicher Mensalverwalter nach Brixen berufen. Am 19. Juni 1921 erhielt er in Rom die Bischofsweihe und war durch sechs Jahre hindurch der Oberhirte des Bistums Brixen, zu dem bis 1925 auch Vorarlberg und der Anteil unserer heutigen Diözese gehörten.
Bischof Raffl war der erste Brixner Oberhirte, der nicht nur mit Italien, sondern auch mit dem Faschismus konfrontiert war. Durch den Anschluss Südtirols 1919 an Italien kam viel Leid über die Bewohner südlich des Brenners, das der fürsorgliche, väterliche Freund mittrug und zu lindern versuchte, sofern es in seiner Macht stand. Er verstand es, Deutsche und Italiener "mit den gleichen Augen des Hirten zu betrachten". Der italienischen Regierung gegenüber verhielt er sich korrekt, so dass er auch von staatlicher Seite anerkannt wurde, was in dieser politisch unguten Zeit nicht selbstverständlich war. Im Lande Südtirol erwarb er sich besondere Verdienste um die Erhaltung des deutschen Volkscharakters gegenüber den Italienisierungsmaßnahmen der faschistischen Regierung.-

Zeitlebens fühlte sich der gebürtige Roppner Bauernsohn mit seiner Heimat verbunden, hatte Heimweh nach seinem Oberängern. Sein Bruder Alois musste ihn öfters in Brixen besuchen und ihm Brot von daheim mitbringen. Wenn er sich nach Roppen erkundigte und nach dem Gedeihen der Ernte, stellte er oft die Frage: "Isch der Burschl grian ?" denn dann wusste er, ob die Witterung für eine ausreichende Ernte gesorgt hatte. Dass ein Studium in der damaligen Zeit auch mit großen Opfern für die Familie verbunden war, wussten er und sein Bruder dankbar zu schätzen. Da der Vater bereits sehr früh gestorben war, musste die Mutter mit den noch kleinen Kindern den verschuldeten Hof alleine führen.-
Der "Bischof Hansl" - wie ihn seine Verwandten und Freunde liebevoll nannten - soll ein fröhlicher und leutseliger Mensch gewesen sein. So ist es verständlich, dass er, als er am Jahrestag seiner Priesterweihe am 15.Juli 1927 nach langer Krankheit verschied, von Volk und Klerus zutiefst betrauert wurde


Foto oben: Exc. H.H. Raffl Johannes letzter Fürstbischof der Diözese Brixen

Foto unten: Fürstbischof Raffl bei der Glockenweihe 1923